OZ 30.08.2013: Apollo eröffnet viele Perspektiven

OZ_ThearticApolloEmden – Die Bewegung für ein neues Kulturzentrum im ehemaligen Emder Apollo-Kino nimmt Fahrt auf. Wenige Tage nach dem spektakulären Auftakt einer breit angelegten Kampagne des Vereins Apollunion hat sich jetzt auch die Emder Kulturinstitution Theartic öffentlich für das umstrittene Projekt stark gemacht.

Für den Verein, der Behinderte und Nichtbehinderte zusammenbringt und gleichberechtigt künstlerisch tätig werden lässt, bietet das Apollo nicht nur viele Möglichkeiten für die eigene Entwicklung. Es könnte auch dem gesellschaftlich-kulturellen Lebender der Stadt Impulse gebe und ganz neue Perspektiven eröffnen, sagten Vorsitzende Ulrike Heymann und Geschäftsführerin Beate Kegler gestern in einem Pressegespräch. „Theartic“ ist eine von mehreren Institutionen, die in das Apollo einziehen wollen. Der Verein gehört auch der Planungsgruppe an, die von der Stadt für das Projekt eingesetzt wurde.

Die Untersuchung des Gebäudes durch ein Auricher Architektenbüro habe ergeben, dass alle Wünsche von „Theartic“ erfüllt werden könnten, so Heymann. Ihre Institution verfüge bislang über keine eigenen Proberäume, sondern müsse mit ihren beiden wöchentlich übenden Theaterensembles für Erwachsene und Jugendliche sowie ihrem Chor stets wandern. Hinzu komme, dass es in Emden keine geeignete Spielstätte für Kinder- und Jugendtheater gebe.

Theartic nutze ebenso wie die Theaterwerkstatt der Malschule für Aufführungen die Alte Post und den Kulturbunker Barenburg. Deren Säle müssten aber jedes Mal mit großem Aufwand theatertauglich gemacht werden. Außerdem seien die Termine eng gestrickt. „Bei den letzten Aufführungen von Theartic junior im März mussten wir Schulklassen mit 180 Schülern abweisen“, sagte Heymann. Mehr als fünf Aufführungen seien nicht machbar gewesen.

Das Neue Theater eigne sich ebenfalls nicht für das Kinder- und Jugendtheater, weil die Distanz zwischen Bühne und Publikum zu groß sei. Zudem müssten die Termine ein bis anderthalb Jahre vorher festgelegt werden.

Das Apollo mit einer Kapazität von 300 Plätzen wäre für Theartic hingegen ideal. „Dort müssten wir nicht erst ein Theater bauen, es wäre schon da“, so die Vorsitzende. Das würde auch einen regelmäßigen Spielbetrieb der Theaterensembles ermöglichen.

Heymann und Kegler skizzierten auch die Chance, das Apollo als Ort eines europäischen Kulturfestivals für Behinderte und Nichtbehinderte zu etablieren. Außerdem gebe es die Chance, für behinderte Künstler eine barrierefreie Spielstätte zu schaffen. Heymann: „Das wäre in Deutschland einmalig und bahnbrechend.“ Die Stadt könnte damit „ein sichtbares Zeichen für gelebte Inklusion setzen“, meint Kegler.

[note color=“fdfbe0″] Die Vision: Zentrum der Soziokultur

Theartic hat noch weiter gedacht: Der Verein hat die Idee eines sozio-kulturellen Zentrums in die Diskussion gebracht. In Ergänzung zu den etablierten kulturellen Einrichtungen könnte das Apollo Heimat für eine Vielzahl von Vereinen und Initiativen werden, die die kulturelle Landschaft durch bürgerschaftliches Engagements beleben.

„Damit könnte das Apollo mehr als eine reine Veranstaltungsstätte sein, nämlich ein Ort kultureller Bildung und aktiver kultureller Teilhabe für alle.“

Emden habe dafür ein großes Potenzial, sei aber noch ein weißer Fleck auf der Landkarte soziokultureller Einrichtungen in Niedersachsen. Fast alle vergleichbaren Städte verfügten über solche Zentren. Die nächsten seien die Kulturetage in Oldenburg und das Zollhaus in Leer.

Auf Initiative von Theartic ist jetzt auch die Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur (LAGS), ein vom Land geförderter Zusammenschluss von 75 Zentren, ins Boot geholt worden. Sie begleitet die Planungsgruppe für das Apollo-Projekt.

Mit Blick auf Umsetzung und Finanzierung des Apollo-Projekts wird laut Kegler „in alle Richtungen“ gedacht. Dazu gehörten auch das Modell einer Partnerschaft der öffentlichen Hand mit einer privatrechtlichen Institution oder ein Konzept, das sich ähnlich wie beim Van-Ameren-Bad auf bürgerschaftliches Engagement stützt.

„Wir wollen aber auf unserem soliden Weg bleiben“, sagte Heymann. Theartic gehe nicht blauäugig an das Apollo-Projekt. Der Verein werde sich nicht an seinen Traum klammern, wenn sich zeigen sollte, dass sich dieses Projekt nicht verwirklichen lässt.
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(Quelle: Ostfriesen Zeitung | 30.08.2013 | Redakteur: Heiko Müller)

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