Spielend Spielregeln lernen (EZ 12.03.2016)

Quelle: EZ v. 12.03.2016 | EZ-Redakteurin: Ute Lipperheide

Emden. Ohne Förderung geht erst einmal nichts, doch was dann geht, darüber staunen nicht nur die Kinder und Jugendlichen, die teilnehmen, sondern auch alle, die mitmachen und planen. Das berichtet Ulrike Heymann, Leiterin von Theartic, in einem Gespräch mit der Emder Zeitung .

Die Initiative beschreitet wieder einmal neue Wege. Mit der Theatergruppe „kunterbunt” und der Juniorgruppe wird im Juni an vier Tagen ein gemeinsames Projekt mit Theateraufführung stattfinden. Unter dem Titel „Kommst du heut‘ nicht, kommst du morgen” werden erstmals Kinder und Jugendliche auf der Bühne im Neuen Theater auftreten, die sich aus beiden Gruppen zusammensetzen und die aus verschiedenen Nationen kommen .

„Wir haben sehr positive Erfahrungen mit unserer Gruppe kunterbunt gemacht, in der Flüchtlings- und Migrantenkinder mitmachen”, sagt Heymann. Spannend wird es jetzt, weil beide Gruppen, kunterbunt und junior, in denen auch junge Menschen mit Behinderung mitmachen, gemeinsam auftreten. 35 bis 40 Kinder und Jugendliche gilt es, dabei zusammenzufassen. Einige sprechen nicht ein Wort Deutsch. Dolmetscher sind immer bei den wöchentlichen Proben dabei .

Heymann: „Seit Anfang des Jahres treffen wir uns regelmäßig.” Das ist immer mit viel Aufwand verbunden, berichtet sie. Ein Fahrdienst aus ehrenamtlichen Helfern ist eingerichtet. Doch dies sei alles nicht so einfach. Heymann: „Die Flüchtlingskinder ziehen jetzt nach und nach in Wohnungen. Da ändert sich häufiger einmal die Adresse.” Auch ist die Fluktuation nicht gering. Einige von denen, die im Theaterprojekt mitgemacht haben, sind bereits wieder aus Emden weggezogen .

„Trotz aller diese Unwägbarkeiten sind wir mit sehr viel Freude und Engagement dabei. Es ist so schön, die Fortschritte zu sehen”, berichtet Heymann. Kulturgrenzen verschwinden fast vollständig. Da giggelt Zofia, die Polnisch als Muttersprache spricht, mit Sama, die auf Farsi redet. Sadaf aus Afghanistan versteht sich bestens mit Okka aus Emden. Echte Freundschaften seien entstanden, und auch der Kontakt zu den nicht-deutschsprachigen Eltern besteht. „Alle lernen Deutsch”, stellt Heymann fest, und alle lernen die Spielregeln, die gelten: Herkunft, Hautfarbe, Sprache und Geschlecht spielen keine Rolle. Gegenseitiger Respekt ist Grundvoraussetzung für die Zusammenarbeit.

Manchmal müssen auch Eltern überzeugt werden, dass ihre Mädchen Theater spielen können, erwähnt Heymann. Das sei aber nur einmal vorgekommen. Auch die kleinen und etwas älteren Jungen in der Gruppe haben schnell akzeptieren müssen, dass der Boss eine Frau ist. Heymann: „Das war aber alles halb so schlimm.” Die Verständigung läuft manchmal noch mit Händen und Füßen. „Aber es funktioniert.” Es gebe sogar einige kleine Sprachgenies. „Die sind kaum ein paar Monate hier und schon verstehen sie alles.” Auch Eltern von Flüchtlingskindern helfen mit und lernten so ebenfalls schnell die Sprache.

„Das ist natürlich alles nur mit sehr viel Aufwand zu machen” sagt Heymann. Normalerweise müsse man dafür eine Halbtagskraft einstellen, ist sie überzeugt. Aber dafür gibt es kein Geld. Also wird improvisiert, und die gut 15 ehrenamtlichen Helfer müssen ran .

Geld gibt es für das neue Projekt von der renommierten Robert Bosch Stiftung, der Ostfriesischen Landschaft und der Sparkassenstiftung Aurich-Norden. „Darüber freuen wir uns natürlich riesig”, sagt Heymann. Aber Förderung gibt es nur, wenn entsprechende Anträge gestellt werden. Auch das sei mit viel Arbeit verbunden. Aber nur so können die Vorhaben von Theartic finanziert werden. Und durch Spender. Für dieses Projekt gab es Geld von den Emder Stadtwerken – ganz ohne Antrag. Auch die Stadt Emden gewährt wieder einen jährlichen Zuschuss für Theartic von 20 000 Euro .

Die Familiennachmittage im Neuen Theater finden am Sonnabend und Sonntag am 11., 12., 18. und 19. Juni von 15 bis 18 Uhr statt. Eintritt zehn Euro, ermäßigt sechs Euro .

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