„Theartic“ macht es noch kunterbunter (OZ 17.03.2016)

Quelle: OZ v. 17.03.2016 | OZ-Redakteur: Heiko Müller

Kultur Bei einem neuen Projekt spielen Herkunft, Hautfarbe, Sprache und Behinderung keine Rolle

Zwei Gruppen der Institution entwickeln gemeinsames Theaterstück. Dabei verschmelzen Inklusion und Integration.

Emden Herkunft, Hautfarbe und Sprache, behindert oder nicht: Bei „Theartic“ ist das alles egal. „Jeder spielt mit jedem“, sagt die Leiterin der Emder Kulturinstitution, Ulrike Heymann. Sie und ihr Team gehen wieder einmal neue Wege und stellen sich großen Herausforderungen. Neben der gleichberechtigten Kulturarbeit mit behinderten und nicht-behinderten Menschen erschließt sich der Verein seit etwa einem Jahr die Integration von Flüchtlingen und anderen Zuwanderern als neues Arbeitsfeld – mit Erfolg.

„Theartic“ wäre aber nicht „Theartic“, wenn nicht noch etwas oben draufkommt: In einem neuen Projekt werden jetzt Inklusion und Integration sozusagen miteinander verschmolzen. Die Nachwuchs-Gruppe „Theartic junior“ mit behinderten und nicht-behinderten Teilnehmern sowie die neue Gruppe „Theartic kunterbunt“, in der zwischen 15 bis 20 Kinder und Jugendliche aus fünf Nationen Theater spielen, erarbeiten eine gemeinsame Produktion. „Kommst du heut’ nicht, kommst du morgen“ lautet der Titel des Theaterstücks, das im Juni an vier Familiennachmittagen im Neuen Theater aufgeführt werden soll.

Spannend werde es, so Heymann, wenn beide Gruppen demnächst zusammengeführt werden und daraus ein Gesamtensemble aus zwischen 35 und 40 Mädchen und Jungen verschiedener Herkunft, Hautfarbe, Sprache, mit und ohne Behinderung entsteht. Derzeit wird noch getrennt geprobt. Die Erfahrungen mit der mit der noch jungen Gruppe „Theartic kunterbunt“, in der Mädchen und Jungen aus Syrien, Afghanistan, Polen, Deutschland und dem Irak mitmachen, seien „überaus positiv“. Sie entstand nach einem Workshop im vergangenen Sommer. Weiteren Zulauf erhielt sie nach einem Angebot, das „Theartic“ zu Weihnachten Kindern in der Flüchtlingsnotunterkunft in Barenburg machte. „Was die Kinder und Jugendlichen bei uns lernen und wie sie sich entwickeln, ist enorm“, sagt Heymann, die die Gruppe gemeinsam mit Claus Gosmann und Malik Meyer leitet.

Sie bezieht das nicht nur auf das Theater. Vielmehr gehe es vorerst vor allem auch um den Spracherwerb, um Werte wie Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sowie um das gegenseitige Lernen voneinander. Das Tempo, in dem einige Kinder die deutsche Sprache erlernen, sei rasant, sagt die Leiterin. Die zehnjährige Sadaf aus Afghanistan zum Beispiel spreche mittlerweile fließend Deutsch, obwohl sie erst im Sommer mit ihrer Familie aus der Heimat flüchtete und nach Emden kam. Entstanden seien auch Freundschaften zwischen Kindern aus verschieden Ländern und deren Familien. „Das ist gelebte Integration“, sagt Heymann.

Die Arbeit mit der kunterbunten Truppe erfordert aber immensen Aufwand. Es müssen Dolmetscher eingesetzt, Texte und Elternbriefe übersetzt, Fahrdienste organisiert sowie Kontakte zu Integrationshelfern und zur Flüchtlingsnotunterkunft gehalten werden. Möglich sei das alles nur durch ein hohes Maß an ehrenamtlichem Einsatz.

Freude herrscht bei „Theartic“ darüber, dass alle Anträge auf Fördermittel für das Projekt nach aufwendigen Verfahren bewilligt wurden. Geld fließt von der Robert-Bosch-Stiftung, von der Klosterkammer Hannover, der Ostfriesischen Landschaft und der Sparkassenstiftung Aurich-Norden. Hinzu kam eine Spende der Stadtwerke. Dennoch könne nicht alles aus den Mitteln bestritten werden, sagt die „Theartic“-Chefin. Der jährliche Zuschuss von der Stadt könne nicht zur Finanzierung von Projekten herangezogen werden. Dieser Betrag decke nicht einmal die Kosten für die laufend

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