OZ 03.03.2014: „Behinderte haben großes Potenzial“

Ostfriesen-Zeitung, Ausgabe: Emden, vom: Montag, 3. März 2014Emden – „Versteckt – beschützt – beteiligt.“ Auf diese Kurzformel brachte Vorsitzender Matthias Meyer die Entwicklung des Emder Vereins Lebenshilfe gestern bei der Feier des 50-jährigen Bestehens in der Johannes-a-Lasco-Bibliothek. Früher habe man geistig Behinderte versteckt. Dann sei man dazu übergegangen, ihnen unter dem Schutz verschiedener Organisationen Möglichkeiten zu geben, sich in der Gesellschaft weiterzuentwickeln und etwas beizutragen. Heute beteilige man sie in immer mehr Bereichen. Und das müsse auch so sein. Ziel sei die inklusive Gesellschaft, also, dass alle – behindert oder nichtbehindert – am Leben teilhaben können.

Heute seien die ersten Schritte getan, hieß es bei der Lebenshilfe-Jubilarfeier. Mit dem, was in den vergangenen 50 Jahren erreicht wurde, zeigten sich alle Redner zufrieden. Gleichwohl sind sie der Meinung, dass noch mehr möglich ist. Allen voran hielt Festrednerin Ulla Schmidt ein flammendes Plädoyer für die Inklusion und dafür, auch geistig Behinderten die vollen Bürgerrechte zuzusprechen – somit auch das Wahlrecht.

Die ehemalige SPD-Bundesgesundheitsministerin ist Vorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe und hat selbst 17 Jahre lang als Sonderschullehrerin gearbeitet. Sie ging auf die Anfangszeit der Lebenshilfe-Vereine in Deutschland ein. Eltern geistig behinderter Kinder seien die Gründer gewesen. Sie hätten nicht hinnehmen wollen, dass ihre Kinder als lebensunfähig gelten. Auch, wenn diese sich nicht „normal“ entwickelt hätten, hätten sie gezeigt, dass in ihnen großes Potenzial steckt. Und darauf dürfe die Gesellschaft nicht verzichten. „Die Inklusion ist aber kein Sparmodell“, fügte Ulla Schmidt hinzu und forderte die Verantwortlichen auf, die finanziellen Voraussetzungen zu schaffen. Sie warb zudem für Unterstützung in der Politik, dass Bundesteilhabegesetz endlich umzusetzen. Wichtig sei dabei zudem, die Kommunen zu entlasten, sagte Schmidt.

An der Jubiläumsfeier nahm neben Oberbürgermeister Bernd Bornemann auch der Vorsitzende der Lebenshilfe Niedersachsen, Franz Haverkamp, teil. Er forderte ebenfalls, Behinderte nicht auszugrenzen, sondern „eine lebenswerte Welt für alle zu schaffen“.

Das von Ulla Schmidt angesprochene Potenzial stellten die Mitglieder des Emder „Theartichors“ bei der Jubiläumsfeier unter Beweis. Behinderte und Nichtbehinderte sorgten gemeinsam mit einem abwechslungsreichen Repertoire für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung. Die Freude daran war ihnen anzusehen.

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