EZ 14.06.2014: Bei Theartic macht es die Mischung (Wahl zum Verein des Monats)

zehn. und jetzt | Foto: www.ernstweerts.de

Theartic bei der Probe des Stücks „zehn. und jetzt“ | Foto: www.ernstweerts.de

Von EZ-Redakteur Marten Klose

Emden. „Kunst kann jeder machen.” Beate Kegler, Geschäftsführerin von Theartic e.V., lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass Menschen mit und ohne sogenannte Behinderungen gemeinsam Theater spielen oder in einem Chor singen können. Das Thema, das seit einiger Zeit hochaktuell ist, wird in dem Emder Kulturverein bereits seit zwölf Jahren intensiv gelebt: nämlich Inklusion.

Allein ein Blick in die Statistik zeigt, dass der 2002 von der Emder Musik- und Theaterpädagogin Ulrike Heymann ins Leben gerufene Verein zu einem echten Leuchtturmprojekt geworden ist. Die drei Gruppen, das „Ensemble Theartic”, das „Ensemble Theartic junior” und der 40-köpfige „TheartiChor”, haben in den letzten neun Jahren mit insgesamt elf verschiedenen Theaterproduktionen mit 46 Aufführungen und drei verschiedenen Konzertprogrammen auch überregional für Furore gesorgt.

Das Theartic-Team ist davon überzeugt, dass man das nur mit guter Leistung hinbekommt. „Wir legen Wert auf künstlerische Qualität”, macht Heymann deutlich. Auf keinen Fall soll der Gruppe eine Art „Behindertenbonus” zuteil werden. Kegler: „Es ist kein Gnadenakt, uns spielen zu lassen.”

Das wird schon bei den Proben des „TheartiChors” deutlich, der sich mittwochs in der Musischen Akademie trifft. Leiterin Christina Dane arbeitet hochkonzentriert mit ihrem Chor. Jeder Vokal des in den 1920er Jahren geschriebenen Schlagers „Oh, Donna Clara” soll sitzen. Ein Unterschied zwischen Menschen mit oder ohne Behinderung wird dabei nicht gemacht. Grundgedanke des Vereins ist die Mischung.

„Bei uns herrscht Gleichberechtigung”, sagt Heymann. Auch Kegler ist überzeugt, dass sich die Theartic-Mitglieder gegenseitig inspirieren, voneinander lernen und gemeinsam ihre Fähigkeiten verbessern. Das mache sich auch bei den Aufführungen bemerkbar.

Dabei sei es optimal, dass die Stücke, die das Theater-Ensemble aufführt, passgenau auf alle Schauspieler zugeschnitten sind. Sie stammen nämlich allesamt aus der Feder von Vereinschefin Heymann. Sie kennt ihre Truppe so gut, dass sie genau weiß, welche Rolle zu wem passt. Bei einem großen Ensemble von 25 Mitgliedern helfen eigene Stücke, allen gerecht zu werden. Heymann: „Letztlich wollen doch alle gerne auf der Bühne stehen.”

Aus den Nähten platzen

Das Interesse an den Theartic-Ensembles ist derartig groß, dass der Verein zeitweise sogar einen Aufnahmestopp hatte. „Man macht etwas Gutes, und dann kommen auch die Leute”, fasst Ulrike Heymann die Entwicklung zusammen. Im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen plagt die Theartictruppe kein Problem mit schwindenden Teilnehmerzahlen. „Wir werben nicht aktiv, sonst platzen wir aus allen Nähten”, sagt Vorstandsmitglied Arne Bohnet, der den „TheartiChor” leitet und für die Bühnenmusik zuständig ist.

Alles in allem läuft es beim Verein erfreulich rund. Wäre da nicht das Problem mit dem fehlenden Übungsraum. „Wir brauchen einen Probenraum, den wir zuverlässig nutzen und in dem wir auch mal unsere Sachen stehenlassen können”, sagt Ulrike Heymann .

Derzeit ist es nämlich so, dass der Verein einen Lagerraum in der Wallschule hat und – je nach Ensemble – in der Alten Post oder der Musischen Akademie probt. Dafür ist der Verein sehr dankbar, hätte aber doch gerne ein eigenes Domizil. Zum einen würde das Hin- und Herschleppen von Material und Requisiten ein Ende haben, zum anderen wäre Theartic unabhängiger. Ein Raum mit 100 Quadratmetern wäre optimal. Heymann: „Das ist unser allergrößter Wunsch.” Dann hätte der Verein auch endlich Platz für das neueste Projekt, die sogenannte „Stomp-Gruppe”, die rhythmische Choreografien mit Tonnen, Fässern, Besen und Eimern einübt .

Wenn es einmal klappt mit dem eigenen Probenraum oder einer eigenen Spielstätte, könnte der Verein auch mehr Aufführungen geben. Dann käme auch mehr Geld in die Kasse. Anfang jeden Jahres sei nämlich immer ungewiss, ob genug Geld zur Verfügung steht.

Ohne Hilfe aus dem großen Unterstützerkreis – zum Beispiel Urmel Meyering, der sich um die Bühnenbilder kümmert – wäre vieles schwieriger. Für das Team, das überwiegend ehrenamtlich arbeitet, bedeutet das alles sehr viel Mühe. Es ist aber eine Aufgabe, die alle gerne tun. Heymann: „Man muss das nur wollen, dann geht das auch.”

► Zum vollständigen Artikel der Emder Zeitung vom 14. Juni 2014 (PDF): Hier klicken!

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