Theartic sucht Mitspieler aus aller Welt für eine Schlüsselszene im neuen Stück (EZ, 13.10.2016)

Quelle: EZ v. 13.10.2016 | EZ-Redakteur: Gaby Wolf

Emden. Für eine Schlüsselszene im neuen Stück „Europa. draußen” von Theartic, das im kommenden März Premiere feiern soll, sucht Regisseurin Ulrike Heymann jetzt möglichst viele Mitspieler aus vielen verschiedenen Ländern. In dem Stück geht es um Flucht, Vertreibung, Fremdenfeindlichkeit und die europäische Abschottungspolitik. Deutsch können muss man nicht. Die Szene, um die es geht, kommt ohne Text aus.

Eingeladen sind Frauen und Männer jeder Herkunft und Hautfarbe ab 16 Jahren. Auch Deutsche sind willkommen. Nach oben gibt es keine Altersgrenze. „Aber beweglich sollten die Leute sein”, sagt Heymann. Denn die Mitspieler sollen einen Bewegungschor bilden. „Das heißt, sie werden sich als Gruppe über die Bühne bewegen.” Damit lassen sich dramatisch eindrückliche Bilder und Wirkungen erzielen .

Wer mitmachen will, muss bereit sein, sich auf das bestehende Ensemble von Theartic einzulassen, das schon länger an dem Stück probt. Die Besonderheit: Bei der Theaterwerkstatt spielen Menschen mit und ohne Behinderungen selbstverständlich miteinander, aber auch Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte.

Seit 2009 ist etwa Erkan Tan (28) aus dem Kosovo dabei. 2015 stieß der Syrer Muaffak Alshamaly (31) dazu, der 2011 vor dem Armee-Dienst flüchtete, weil er nicht auf die eigenen Leute schießen wollte. Über Libyen, Ägypten, Jordanien und die Türkei gelangte der Maschinenbauingenieur nach Deutschland. Seit 2014 ist der Hobby-Theaterspieler und -Musiker in Emden. Eine feste Arbeit hat er noch nicht, aber er lernt fleißig Deutsch – auch über die Arbeit mit Theartic.

Dort, so erzählt er, habe er sich sofort zu Hause gefühlt. Etwas, das auch Tan 2009 erfuhr, kurz nachdem er nach Emden gekommen war. Tan ist heute Kfz-Technikermeister und hat gerade ein Maschinenbau- und Design-Studium in Emden aufgenommen. Beide wissen aber auch, wie es sein kann, nicht willkommen zu sein. „Deshalb ist es wichtig, dass wir dieses Theaterstück spielen und die Probleme ansprechen”, sagt Alshamaly, der Emden als Heimat bezeichnet .

Und weil Rassismus und das Errichten von Grenzen derzeit europaweit um sich greift, steckt das Stück weiterhin mitten im Entwicklungsprozess. Trotz des Themas sollen sich die Zuschauer – wie bei Theartic-Stücken üblich – aber auch amüsieren. „Eine Herausforderung”, räumt Heymann ein.

Aufgeführt werden soll „Europa.draußen” am 2., 3. und 4. März im Neuen Theater. Die Aufführungen sind Bestandteil des Reformationsjahrs 2017, dessen zentrales Thema „Flucht und Vertreibung” ist .

Wer mitspielen möchte, kann am Montag, 17. Oktober, ab 18 Uhr ins Neue Theater kommen .

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