Inszenierung hat brennende Aktualität (OZ, 11.02.2017)

Quelle: OZ v. 11.02.2017 | OZ-Redakteur: Heiko Müller

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Theartic nimmt in dem Stück „Europa. draußen“ die Fremdenfeindlichkeit in den Fokus

Erstmals stehen Flüchtlinge auf der Bühne, die in Emden leben. Die Premiere ist am 2.März im Neuen Theater.

Emden – Der Stoff ist von brennender Aktualität: In seinem neuen Stück „Europa. draußen“ nimmt das Theaterensemble der Emder Kulturinstitution Theartic das Thema Fremdenfeindlichkeit in den Fokus. Das Stück setzt sich auch mit dem zunehmenden Rechtspopulismus, mit Flucht und Vertreibung sowie mit Integration und europäischer Abschottungspolitik auseinander – alles Schlagworte, die die Nachrichten seit langem beherrschen. Die Premiere ist am 2. März im Neuen Theater.

Unter den 21 Darstellern sind nicht nur Deutsche mit und ohne Behinderungen, sondern auch vier Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Sudan. Sie geben ihr Debüt bei Theartic, machen die Inszenierung sehr authentisch und stehen für die Vielfalt, die das Ensemble seit Beginn dieses in der Region einzigartigen Kulturvereins ausmacht.

Hinzu kommt der 15-köpfige „Chor der Geflüchteten“, eine bunte Truppe aus Menschen verschiedener Nationalitäten, die sich auf Einladung von Theartic eigens für diese Produktion zusammenfand. Im Stil eines antiken Tragödienchors bewegt sich diese Gruppe in zwei Szenen geschlossen auf die Bühne und wird zum ebenso wichtigen wie kommentierenden Bestandteil der Handlung.

Das Stück dreht sich um Reisende, deren Zug aus Westeuropa irgendwo auf dem Balkan auf freier Strecke stecken bleibt und nicht weiterkommt. Aus dieser Extremsituation und aus den Begegnungen der Fahrgäste unterschiedlicher Herkunft mit Einheimischen ergibt sich viel Zündstoff. Es kommt zu Konflikten zwischen Menschen verschiedener Herkunft, Ethnien und Hautfarben. Theartic nehme in dieser Inszenierung „eine klare Haltung“ zur Flüchtlingsproblematik ein und beziehe Position, allerdings „ohne belehren zu wollen“, sagt die Theartic-Chefin, Autorin und Regisseurin Ulrike Heymann. Sie sieht es als vornehmste Aufgabe des Theaters an, aktuelle gesellschaftliche Probleme anschaulich darzustellen.

Bei aller Ernsthaftigkeit des Themas gibt Heymann in dieser Inszenierung aber auch der Komik Raum – so wie Theartic-Freunde es aus früheren Produktionen kennen. „Die Zuschauer müssen zwischendurch einmal befreiend lachen können, auch wenn dieses Lachen vielleicht im Halse stecken bleibt“, sagt die Regisseurin. Dennoch sei es „eine Gratwanderung“.

Im Ensemble sei ebenfalls das Bedürfnis spürbar, Spaß zu haben. „Bei den Proben wird viel gelacht“, sagt Heymann, die von der Qualität und Spielfreude ihrer Darsteller schwärmt. Aber die Flüchtlinge unter den Darstellern – für viele ist es die erste Berührung mit dem Theater – ließen auch erkennen, „wie wichtig ihnen die Auseinandersetzung mit dem Thema ist“.

Die Live-Musik der Produktion ist ebenfalls multikulturell. Die Musiker Arne Bohnet (Piano, Trommeln), Michael Junker (Klarinette) und Helmut Reuter (Kontrabass) werden von Muaffak Alshamaly verstärkt, der singt und die Oud, eine arabische Laute, spielt. Der Syrer ist auch einer der Protagonisten auf der Bühne.

Das Erwachsenen-Ensemble von Theartic führt das Stück „Europa. draußen“ am 2., 3. und 4. März im Neuen Theater auf. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.

Karten gibt es im Vorverkauf für zwölf Euro (ermäßigt sechs Euro) im Kulturbüro Emden sowie an der Abendkasse für 14 Euro (ermäßigt sieben Euro).

Veranstalter sind der Verein Theartic und die Musische Akademie Emden. Gefördert wird die Produktion von der Sparkasse Emden. Die Aufführungen sind auch Bestandteil des offiziellen Emder Programms zum Reformationsjubiläum.

 

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