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Theaterwerkstatt Theartic spielte drei Mal in der Nordseehalle
Emden. Die Story, die die Theaterwerkstatt „Theartic“ auf die Bühne brachte, ist eine Mischung aus Märchen und Fantasy. Da werden mit schönster Naivität Gegenstände lebendig, zeigen Gefühle, fordern Entscheidungen. Dabei geht es um den Vorrang der Phantasie und der Nutzung der eigenen Möglichkeiten und Kräfte vor dem stumpfen Starren auf ein kleines Display. Es geht aber auch um Akzeptanz, um Vielfalt, um Treue. Und nicht zuletzt geht es um die Wegwerfmentalität.
Autorin Ulrike Heymann hat all dies in einem flotten Stück mit vielen kurzen Szenen zusammengefasst, und ein Ensemble aus 17 Laienspielern brachte „Ohne mein Handy???“ dreimal auf die Bühne der Nordseehalle. Vor jedem Auftritt hätten sie heftiges Lampenfieber gehabt – das werden die Spielerinnen und Spieler nach der Aufführung eingestehen. Denn da gab es eine Fragestunde für die Besucher. Von dieser Möglichkeit wurde reichlich Gebrauch gemacht, und es bildete sich tatsächlich eine lange Schlange vor dem Mikrophon, weil der Redebedarf so groß war.
Das Interesse der Erwachsenen (am 19. Juni) und der Schüler (am 20. und 21. Juni) war groß. Der Zulauf auch. Und so konnte Ulrike Heymann, die gemeinsam mit Claus Gosmann die Regie führte, vermelden „Alles bestens“. Sie konnte aber auch sehr zufrieden sein mit der Leistung ihrer Spieler-Truppe, die trotz langer Pandemie-Pause und dadurch bedingten Personalwechsels dabeigeblieben war und sich ihren Spaß am Spielen nicht nehmen ließ.
Zum Erfolg der Aufführungen trug die Musik von David Heymann ganz entschieden bei. Der Film-Komponist fuhr großes Geschütz auf und setzte neben Percussion und einem ganz reizenden Leitthema auch mal großes Orchester ein. Das hatte Ohrwurm-Charakter und gab dem Stück, das im Lebendigwerden von Dingen leichte Anklänge an die Story des „Nußknacker“ bot, eine bestechende Leichtigkeit.
Auf der Bühne machte der junge Niklas (Niklas Eilers) einen Entwicklungsschub durch, an dem der Edle Ritter (Daniel Kerner) nicht unschuldig war. Harlekin (Joe Conradi), Polizist (Klaus Baalmann), Standuhr (Wenke Wilts), Stehlampe (Ben Kenja Walter), Zimmerpflanze (Karin Wilts) und Ameisenforscher (Remmer de Vries) lehrten den Jungen Mores. Dann mischten sich auch immer wieder Schwester Inken (Inken Wilts) und die Lehrerin, Frau Krimpkötter (Karoline Hofmann) ein, so dass das Bild auf der Bühne stets höchst bunt war.
Das zu lösende Problem brachten die Schaufensterpuppen (Diana Meyer, Emilia Franke, Friederike Tapper, Marika Kalkhofe, Moritz Metzner und Sara Zinaoui) ins Spiel. Doch natürlich konnte dieses zutiefst menschliche Problem der Ablehnung – das hört sich mit Blick auf Schaufensterpuppen vielleicht etwas absurd an – letztlich gelöst werden.
In jedem ihrer Stück komme dem Souffleur eine besondere Rolle zu, erklärte Ulrike Heymann beim Gespräch mit dem Publikum. Siegfried Württemberger durfte tatsächlich nicht nur Texthilfen geben, sondern auch den Fortgang der Geschichte mittragen.
Die Besucher amüsierten sich und spendeten reichlich Applaus. So wurde auch der Besuch einer Schüleraufführung zum Vergnügen, denn es war und blieb ausgesprochen ruhig. Das wiederum deutete darauf hin, dass die Story gefangen nahm und sich mancher Schüler wiederfand, sich womöglich auch ertappt fühlte – etwa beim „Handy-Ballett“, das überdeutlich die Abhängigkeit von dem mobilen Multi-Werkzeug demonstrierte.
Quelle: https://www.kultur-in-emden.de/2022/06/21/zwischen-maerchen-und-fantasy/