Vorhang öffnet sich für kulturelle Vielfalt (OZ, 15.10.2016)

Quelle: OZ v. 15.10.2016 | OZ-Redakteur: Heiko Müller

Auftritt Theaterensemble von Theartic sucht noch Mitspieler für Schlüsselszene seines neuen Stücks

Die Akteure sollen aus verschiedenen Ländern kommen. Ein erstes Treffen ist am Montag im Neuen Theater.

Emden – Vorhang auf für kulturelle Vielfalt: Der Emder Verein Theartic sucht für die neue Produktion seines Erwachsenen-Theaterensembles noch Mitspieler verschiedener Nationalitäten. Sie sollen sich bei den Aufführungen des Stücks „Europa. draußen“ im März in einer Schlüsselszene als Gruppe ausdrucksstark auf der Bühne bewegen.

Hereinspaziert! Darsteller Muaffak Alshamaly (von links), Regisseurin Ulrike Heymann und Darsteller Erkan Tan laden Menschen unterschiedlicher Herkunft zum Mitmachen in einer Szene des neuen Stück von Theartic ein. Bild: Müller

„Es ist ein Experiment“, sagt Theartic-Chefin und Regisseurin Ulrike Heymann. Sie hat noch keine Vorstellung davon, wie viele Leute ihrem in fünf Sprachen veröffentlichten Aufruf folgen werden und zu einem ersten Treffen am kommenden Montag ins Neue Theater kommen werden.

Am Buch für die neue Produktion, die von Flucht, Migration, Fremdenfeindlichkeit und der europäischen Abschottungspolitik handelt, arbeitet die Theaterpädagogin schon länger als fünf Jahre. „Ursprünglich sollte es ein Stück über den inneren Zustand Europas werden“, sagt sie. Aufgrund des Flüchtlingszustroms und fast täglich neuer Entwicklungen habe sich das Stück aber permanent verändert. Heymann: „Man fängt immer wieder an, neu zu denken.“

Das feste Ensemble bilden 23 Spielerinnen und Spieler mit und ohne Behinderungen. Darunter sind vier Flüchtlinge und andere Zuwanderer, die aus Syrien, dem Iran und dem Kosovo kommen. Wie berichtet, widmet sich „Theartic“ seit diesem Frühjahr mit ihrer Kulturarbeit nicht nur der Inklusion, sondern ganz intensiv auch der Integration von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die nach Emden zugewandert sind.

Wie das gelingt, zeigen die Beispiele von Erkan Tan aus dem Kosovo, der schon seit 2009 dabei ist, und des Syrers Muaffak Alshamaly, der im Frühjahr zu der Theatertruppe stieß. Beide haben sich nach eigenen Angaben bei „Theartic“ sofort zu Hause gefühlt und über das Theater Freunde gefunden.

Alshamaly war 2011 aus Syrien geflüchtet. Der 31-Jährige wollte damals nicht zur Armee seines Landes, um nicht auf Landsleute schießen zu müssen. Der Maschinenbau-Ingenieur kam nach einer Odyssee durch mehrere Länder nach Deutschland, lebt seit 2014 in Emden und sucht zurzeit Arbeit in seinem Beruf. Das Theaterspielen ist ihm nicht fremd: „Das war schon in Syrien mein Hobby“, sagt Alshamaly, der auch Musik macht.

„Emden ist für mich zur Heimat geworden“, versichert der Syrer. Und Heimat sei dort, „wo man sich wohlfühlt und Frieden findet.“ Er spürt aber auch eine wachsende Skepsis gegenüber Flüchtlingen und hält deshalb die Thematik des neuen Theartic-Stückes für wichtig.

Ähnlich sieht das Erkan Tan. Der 28-Jährige kam im Zuge der Familienzusammenführung aus dem Kosovo nach Emden, machte zunächst eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker und legte später die Meisterprüfung als Kfz-Techniker ab. Heute studiert er Maschinenbau und Design an der Hochschule in Emden.

„Beim Theaterspielen kann ich von den Sorgen des Alltags abschalten und entspannen“, sagt Tan. Das Theartic-Ensemble sei für ihn „wie eine Familie“.

Theartic lädt Menschen jeder Herkunft ein, als Darsteller in einer wichtigen Szene des neuen Stücks „Europa. draußen“ mitzuspielen. Sie sollten mindestens 16 Jahre alt sein. Ausdrücklich willkommen sind auch Deutsche.

Wer mitmachen will , sollte Bereitschaft mitbringen, sich auf die Gruppe, die Regie und das Thema einzulassen. Theatererfahrung ist nicht nötig. Texte müssen nicht gesprochen werden. Es geht ausschließlich um Bewegung, Mimik und Gestik.

Ein erstes Treffen für Interessierte ist am kommenden Montag ab 18 Uhr im Neuen Theater. Die Teilnahme verpflichtet zu nichts.

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