Theartic gilt bundesweit als gutes Beispiel (OZ, 10.05.2017)

Quelle: OZ v. 10.05.2017 | OZ-Redakteur: Heiko Müller

Kultur Robert-Bosch-Stiftung würdigt die Arbeit der Emder Institution mit jungen Geflüchteten

Das Theaterprojekt mit Kindern und Jugendlichen aus dem vergangenen Jahr gilt als beispielhaft. Es wird möglicherweise auf andere Orte übertragen.

Emden – Die Emder Kulturinstitution Theartic macht jetzt auch bundesweit immer mehr von sich reden: Die renommierte Robert-Bosch-Stiftung hat die Arbeit des Vereins mit jungen Flüchtlingen gleich doppelt gewürdigt.

Als besonders gelungen und beispielhaft wertet diese Einrichtung das Theaterprojekt „Kommst du heut’ nicht, kommst du morgen“, das Theartic im Sommer 2016 auf die Bühne gebracht hatte (die OZ berichtete). Dabei wirkten 34 behinderte und nicht behinderte Kinder und Jugendliche mit. Unter ihnen waren auch Geflüchtete und andere Zuwanderer.

Die Robert-Bosch-Stiftung hatte diese Theaterproduktion in ihr Programm „Werkstatt Vielfalt – Projekte für eine lebendige Nachbarschaft“ aufgenommen und finanziell unterstützt. Jetzt stellt sie das Emder Beispiel auch als „Projekt des Monats Mai 2017“ vor. Die Stiftung wird es auf ihrer Internetseite präsentieren und ausführlich beschreiben. „Für uns ist das eine tolle Sache“, freut sich die Vorsitzende und Regisseurin von Theartic, Ulrike Heymann. Sie gilt als Motor der Emder Theaterwerkstatt.

Von ihrem praktischen Wissen und ihren Erfahrungen bei der Begegnung von unterschiedlichen Lebenswelten sollen künftig auch Projekte an anderen Orten profitieren können. Die Stiftung hat Heymann nämlich eingeladen, als Ideengeberin bei einem Projekttransfer innerhalb des Förderprogramms „Werkstatt Vielfalt“ mitzuwirken. In dieser Funktion soll sie andere Institutionen bei der Umsetzung ähnlicher Vorhaben beratend zur Seite stehen. Das Emder Theaterprojekt „Kommst du heut’ nicht, kommst du morgen“ ist nach Auffassung der Stiftung als Format ganz besonders geeignet, um die wesentlichen Elemente und Ziele auch auf andere Ortes zu übertragen. Heymann wird im Juni zunächst an einem sogenannten „Transfercamp“ der Stiftung in Köln teilnehmen. Es steht unter dem Motto „So geht Vielfalt“. Dabei kommen Ideengeber, die Projekte zum Thema schon erfolgreich umgesetzt haben, mit Initiativen zusammen, die ähnliche Vorhaben planen. „Wir freuen uns, unsere Erfahrungen und unser Wissen weitergeben können“, sagt Heymann, die das als eine weitere Auszeichnung von Theartic wertet. Davon erhoffe sie sich zugleich, neue Kontakte knüpfen zu können.

Unterdessen hat Theartic eine sehr erfolgreiche Zwischenbilanz ihrer bisherigen Arbeit mit Geflüchteten und anderen Migranten gezogen. In den vergangenen zwei Jahren habe der Verein mit seinen Theaterprojekten mehr als 60 Kinder und Jugendliche mit Flucht- und Migrationshintergrund sowie mehr als 30 erwachsene Zuwanderer erreichen können. Das Miteinander von Deutschen und Ausländern sowie Behinderten und Nicht-Behinderten sei „sehr gelungen“ und in dieser Kombination bundesweit wohl einzigartig, sagte Heymann.

Auch in der Öffentlichkeit und bei Pädagogen hätten die Theaterprojekte und die Methoden eine breite Resonanz gefunden. Es gebe viele Anfragen von Schulen, deren Wünsche aber nicht alle erfüllt werden könnten. „Dafür fehlt uns das Personal“, so die Vorsitzende. Auch intern werde die Arbeit mit Geflüchteten und anderen Migranten mittlerweile von allen Beteiligten als Bereicherung empfunden, nachdem es anfangs auch Skepsis gegeben habe.

Die jüngste Produktion „Europa. draußen“ des Erwachsenen-Ensembles von Theartic, die im März dreimal im Neuen Theater aufgeführt wurde, hat laut Heymann zudem gezeigt, dass es sich lohne, gesellschaftspolitisch brisante Themen auf die Bühne zu bringen.

Die Robert-Bosch-Stiftung mit Stammsitz in Stuttgart gehört zu den großen, unternehmensverbundenen Stiftungen in Europa.

In ihrer gemeinnützigen Arbeit greift sie gesellschaftliche Themen frühzeitig auf und erarbeitet exemplarische Lösungen.

Dazu entwickelt und organisiert sie eigene Projekte. Außerdem fördert sie Initiativen Dritter, die zu ihren Zielen passen. Die Stiftung ist auf den Gebieten Gesundheit, Wissenschaft, Gesellschaft, Bildung und Völkerverständigung tätig.

In den kommenden Jahren wird die Robert-Bosch-Stiftung nach eigenen Angaben ihre Aktivitäten verstärkt auf drei Schwerpunkte ausrichten. Das sind die Migration, die Integration und Teilhabe sowie der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland und in Europa

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