Fröhliche Klänge von der Beckerath-Orgel (EZ,18.12.2017)

 

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Emden. Einen stimmungsvollen, gleichwohl auch lebhaften Abend erlebten rund 440 Besucher beim Weihnachtskonzert in der Martin-Luther-Kirche. Es markierte zugleich den letzten Auftritt des Emder Männergesangvereins von 1847, der sich nach 170 Jahren in wenigen Tagen auflösen wird. Das Publikum war sich dieses Ereignisses wohl bewusst, und so gab es nach „Stille Nacht, Heilige Nacht“, dem Paradestück der Männer, die am Wochenende wieder als Chorvereinigung mit der Windsbraut Petkum auftraten, lang anhaltenden Abschiedsbeifall.

Nach der Wiedereröffnung der kriegszerstörten lutherischen Kirche 1958 war es der Männergesangverein, der die Weihnachtskonzerte ein- und 60 Jahre lang durchführte, erinnerte Kantor Elmar Werner, der am Sonnabend als Organist und als Moderator fungierte und sich dieser Doppelaufgabe mit leisem Humor ausgezeichnet entledigte.

Seit einigen Jahren holte der Emder Männergesangverein andere Gruppen aus Emden und dem Umfeld hinzu, um das Programm noch abwechslungsreicher zu gestalten. Auch am Sonnabend waren neben der Chorvereinigung unter der handfesten Leitung von Mirek Strecker dabei: die junge Bigband des JAG, „Youngsters“, unter Leitung von Heiner Jaspers, der TheartiChor unter Leitung von Christine Dane und unterstützt von Heiner Jaspers am Klavier, der Handglockenchor unter Hans-Jürgen Tabel, verstärkt durch den Cellisten Wulf Müller. Und da es üblich ist, die Weihnachtsgeschichte zu hören, stand Margot Smid am Lesepult und stellte eine neue Textfassung vor, die sprachlich moderner gehalten ist als die klassische Luther-Übersetzung.

Der Klang der Handglocken ist immer bezaubernd, egal welche Musik die Spieler vorstellen – in diesem Fall waren es weihnachtliche Medleys, amerikanische Arrangements, aber eben auch das bezaubernde „Rigaudon“ von Händel, mit dem das Konzert begann.

Elmar Werner hatte seine Beckerath-Orgel auf heitere weihnachtliche Klänge französischer Komponisten eingestimmt. Das war ganz ungewohnt und gerade deshalb so berührend, die große Orgel einmal so vergnügt und fröhlich zu erleben.

Die jungen Bläser der Schul-Bigband wurden von Schülerinnen begleitet, die ganz souverän und textsicher den Gesangspart übernahmen – all das zwischen klassischem deutschen Weihnachtslied und amerikanischen Songs. Die Band bot erfrischend lebhafte musikalische Aspekte dessen, was heute auch zu Weihnachten gehört, nämlich der Blick in andere Weihnachtsstuben.

Das machte auch der TheartiChor, der neben afrikanischen und südamerikanischen Traditionals ein deutsches Lied dabei hatte. Von Christina Dane liebevoll geführt, erfreute der in jeder Hinsicht gemischte Chor mit seiner Begeisterungsfähigkeit. Dafür gab es dann auch – ganz zu recht – einen langen Sonderapplaus.

Natürlich durfte das Publikum mittun, und da zeigte sich nun gerade im Schlusslied „O du fröhliche“, sonst feierlicher Höhepunkt des Abends, der markanteste Wechsel. Denn die Bigband begleitete den Gemeindegesang – und da bekam das alte Weihnachtslied dann so flott und temperamentvoll einen jugendlichen Mantel übergeworfen, dass auch die zweite Strophe mit der Beckerath-Orgel als Begleitung, gleich mit ins Swingen kam.

So kann man dann schon gespannt sein, wie das Weihnachtskonzert 2018 ausfallen wird – dann erstmals ohne den Emder Männergesangverein von 1847.

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