Theartic-Arbeit droht das Aus (EZ, 28.09.2018)

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Theartic-Arbeit droht das Aus

Ulrike Heymann muss aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten / Politik wehrt bei finanzieller Unterstützung ab

Von Stephanie Schuurman s 0 49 21 / 89 00-403

Emden. Ein weiteres Beispiel für die schwierige Emder Haushaltslage hat am Mittwoch die Diskussion um den Antrag für einen Personalkostenzuschuss des Vereins Theartic geliefert. Der Kulturausschuss befasste sich rund eine Stunde lang mit der Bitte des Vereins, für die kommenden drei Jahre mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Quer durch die Bank stieß dieser Antrag mit Blick auf die Finanzlage auf Ablehnung. Gleichzeitig zollte jede Ratsfraktion und auch der Stadtkämmerer der integrativen und inklusiven Arbeit des Vereins höchsten Respekt.

Doch dieser Arbeit droht jetzt das Aus. Hintergrund ist, dass die 64-jährige Ulrike Heymann Anfang 2020 in Rente gehen wird. Die Vereinsgründerin, Geschäftsführerin, künstlerische Leiterin, Produktionsleiterin, Autorin und Regisseurin in Personalunion will zwar weiterhin für Theartic arbeiten, kann das wegen mehrfach körperlicher Behinderungen aber nicht mehr in bisherigem Umfang leisten, wie sie selbst vor dem Ausschuss eindringlich deutlich machte. „Ich kann eigentlich schon lange nicht mehr so arbeiten. Wir können aber auch nicht mehr so lange warten, bis ich gar nicht mehr kann”, entgegnete sie auf die Kritik, dass ihre Leitungsfunktion bei einer weiteren Förderung ein Jahr lang doppelt besetzt würde.

Konkret will Theartic ab 2019 eine weitere halbe Stelle einrichten. Die Kosten in Höhe von 25 000 Euro sollen zum Teil aus eigenen Rücklagen gedeckt werden, die sich aus dem jährlichen städtischen Zuschuss von 20 000 Euro und Spenden ergeben. Es bleibt aber ein Fehlbetrag von 15 000 Euro, die zusätzlich von der Stadt erbeten werden. Ab 2020 soll diese Halbtagsstelle um den Stellenumfang der ausscheidenden Leiterin zur Vollzeitstelle ausgebaut werden. Wiederum würden 15 000 Euro benötigt. Ab 2021 verspricht sich der Verein durch Spenden und anderweitige Einwerbung von Fördermitteln einen um 10 000 Euro geringeren Fehlbetrag zur Finanzierung der Stelle, weil ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit des künftigen Stelleninhabers in genau dieser Einwerbung liege. Die schwierige Bearbeitung von Fördermittel-Anträgen könne man aber nicht studieren, wie Ulrike Heymann sagte. „Das muss man in der Praxis lernen. Dazu braucht es diese Einarbeitungszeit.”

Zuvor hatte die CDU-Fraktion den Plan zur Doppelbesetzung kritisiert. Heinrich Kronshagen verwies auf viele andere kulturelle Institutionen wie das Landesmuseum oder auch die Volkshochschule, die ihren Etat durch Personaleinsparungen gerade herunterrechnen müssten. Seine Parteikollegin Andrea Risius „hält es für schwierig, in der heutigen Zeit ein neues Fass aufzumachen”, trotz aller Wertschätzung der Theartic-Arbeit. Ungeachtet des womöglich unpassenden Moments entgegnete Ulrike Heymann: „Ich halte es nicht für unverschämt, nach 16 Jahren dieser Arbeit eine halbe Stelle mehr zu bekommen. Ich arbeite seitdem zur Hälfte unentgeltlich.”

Zuspruch bekam die Theartic-Chefin von Hillgriet Eilers. „Ohne Sie würde es Theartic gar nicht geben.” Aber auch die FDP-Ratsfrau verwies auf den Sparzwang und regte an, andere Lösungen zu suchen, möglicherweise bei der obw oder agilio. SPD-Ratsfrau Marianne Pohlmann schloss sich der Wertschätzung an, will die allgemeinen Haushaltsberatungen aber erst abwarten – genau wie Grünen-Ratsherr Jürgen Böckmann. Er betonte allerdings, dass „uns allen bewusst ist, dass der Erfolg von Theartic an Ihrer Person hängt”.

Ein unter einem späteren Tagesordnungspunkt aufgetauchter, nicht näher spezifizierter Posten im Haushaltsplan von kulturevents unter der Bezeichnung „Arbeit und Leben”, der mit 18 500 Euro zu Buche schlägt, soll jetzt noch auf den Prüfstand. „Ist da vielleicht noch etwas drin für uns?”, hatte Theartic-Vorstand Remmer Edzards gefragt.

Stadtkämmerer Horst Jahnke versicherte, diese Position zu klären, sagte aber zugleich: „Wenn da Luft ist, müssen wir das Geld eigentlich einsparen.” Schließlich gebe es bei einem negativen Haushalt keine Lücke, freiwillige Leistungen müssten weiter radikal gestrichen werden. An Ulrike Heymann gerichtet betonte er: „Trotz der herausragenden Arbeit, die Sie für Emden leisten”. Kommentar Seite 14

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