Mal ganz anders (EZ, 05.02.2019)

zum Nachlesen:

Mal ganz anders

Theartic mit „beziehungsweise Zweierkisten” auf neuem Terrain

Von Gaby Wolf s 0 49 21 / 89 00-415

Emden. So gespannt war Ulrike Heymann wohl schon ewig nicht mehr. Wie wird die neue Bühnenproduktion von Theartic, der inklusiv-integrativen Theaterwerkstatt, wohl beim Publikum ankommen? „beziehungsweise Zweierkisten” heißt sie und feiert am 28. Februar im Neuen Theater Premiere. Wie in all den Jahren zuvor, hat Regisseurin Heymann das Stück selbst geschrieben. Und doch erwartet die Zuschauer eine komplett ungewohnte Theartic-Kost.

„Mir war das beim Schreiben selbst gar nicht so bewusst”, sagte Heymann im Gespräch mit der Emder Zeitung. Jedoch hätten ihr zwei Bekannte, denen sie während der Entstehung schon einige Teile zum Probelesen gab, unabhängig voneinander bescheinigt: Das neue Stück sei völlig anders als die bisherigen. Einer habe sogar gesagt: „Wenn ich nicht wüsste, dass es von dir ist, würde ich denken, es ist von jemand anderem.”

Dass das so wirkt, liegt am Bau und an der Inszenierung des Stücks, in dem es um Zweierbeziehungen jeglicher Art geht: Liebesbeziehungen, Arbeitsbeziehungen, Nachbarschaftsbeziehungen, Freundschaftsbeziehungen, Mutter-Tochter-Beziehungen, Vater-Sohn-Beziehungen und so weiter. „Das Stück spielt an acht verschiedenen Orten, das heißt, es gibt acht verschiedene kleine oder größere Bühnenbilder”, erläuterte Heymann. „Gleichzeitig gibt es eine schnelle Folge kurzer Szenen – zum Teil dauern sie nur eine Minute.”

Keine Statisten, nur Protagonisten

Entsprechend minimalistisch – aber „genial von Bühnenbildnerin Renate Behrmann umgesetzt”, wie Heymann findet – ist die Szenerie. Und entsprechend schnell muss der Umbau für die nächste Szene über die Bühne gehen. „Die Umbauten sind daher inszeniert, finden bei vollem Licht statt”, sagte Heymann.

Die Schauspieler wiederum treten vor und nach einer Szene mittels der „Freeze”-Methode (also als „eingefrorenes Standbild”) in ihre Rollen hinein beziehungsweise wieder heraus. Und noch etwas unterscheidet sich völlig von früheren Theartic-Stücken mit all diesen großen Gruppen-Tableaus: Zwar gibt es 23 Akteure, doch außer beim Finale treten in fast allen Szenen jeweils nur zwei oder drei (manchmal auch vier) Personen auf. „Es gibt also keine Statisten, sondern tatsächlich 23 Protagonisten”, unterstrich die Regisseurin.

Eine lose Aneinanderreihung ist das Ganze aber nicht. Die einzelnen Szenen greifen ineinander. Denn Heymann interessieren nicht nur Mechanismen wie Verlustangst, Routine, Eifersucht, Abhängigkeit, Liebe und Hass, die in einer Arbeitsbeziehung genau dieselben sein können wie in einer Liebesbeziehung, die Autorin zieht im neuen Stück auch Querverbindungen. Denn was in der einen Beziehung passiert, kann Auswirkungen auf eine andere haben.

Dabei verzichtet Heymann diesmal fast völlig auf Überzeichnungen, Ironie und Sarkasmus. Dafür hat ein Erlebnis, das sie mit einem Taxifahrer hatte und das mit einem überraschend philosophischen Gedanken des „Chauffeurs” zum Thema Beziehungen endete, Eingang in das Stück gefunden. Oder wie Heymann es ausdrückt: „Die Realität ist spektakulär, erstaunlich und schräg genug.”

Die Aufführungen am 28. Februar, 1. und 2. März im Neuen Theater beginnen um 20 Uhr. Karten im Vorverkauf (14 Euro, ermäßigt sieben Euro) gibt es ab 11. Februar bei Kulturevents und der Emder Zeitung. An der Abendkasse kostet der Eintritt 16 Euro, ermäßigt acht Euro.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.