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Kulturleben geht ohne Festspielhaus weiter
Freizeit In Emden startet die neue Spielzeit – Verantwortliche improvisieren für die ersten Veranstaltungen
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Heiko Müller
Factbox
Was und warum
Darum geht es: um die Folgen der Verzögerungen beim Bau des Festspielhauses am Wall in Emden
Vor allem interessant für: alle, die gerne in Konzerte, ins Theater oder in die Oper gehen
Deshalb berichten wir: Der städtische Kulturbetrieb Emdens hat die ersten elf Veranstaltungen der neuen Spielzeit und deren Veranstaltungsorte bekanntgegeben. Unsere Redaktion hat sich das näher angesehen.
Emden – Die erneuten Verzögerungen beim Umbau des früheren Neuen Theaters zum Festspielhaus am Wall in Emden haben auch Folgen für das kulturelle Leben der Stadt. Sie haben den Kulturbetrieb Kulturevents dazu gezwungen, die bevorstehende Spielzeit 2023/2024 umzuplanen. Laut einer Mitteilung sind zunächst elf städtische Theater- und Konzertveranstaltungen, die im Zeitraum zwischen dem 23. September und dem 10. November ursprünglich im neuen Festspielhauses geplant waren, in andere Spielstätten verlegt worden.
Das bedeutet auch, dass Kulturevents gegenwärtig wohl nicht davon ausgeht, dass das Festspielhaus vor Mitte November fertig wird. Auf einen Eröffnungstermin wollte sich Betriebsleiterin Kerstin Rogge-Mönchmeyer zuletzt nicht mehr festlegen lassen. In der vergangenen Woche hatte sie gegenüber dieser Zeitung nur vom Herbst gesprochen, vorausgesetzt, dass jetzt alles mitlaufe und es keine weiteren Komplikationen gibt.
Programm kommt scheibchenweise
„Eigentlich wollten wir längst einen endgültigen Eröffnungstermin nebst kompletter Spielzeit freudig präsentiert haben“, schreibt Nadine Behrensdorf, die bei Kulturevents für das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. In der Veranstaltungsbranche sei man zwar geschult darin, Unvorhersehbares einzukalkulieren. Dennoch übertreffe die Realität hin und wieder „selbst die geübteste und ausgeprägteste menschliche Vorstellungskraft“ in voller Härte, so Behrensdorf.
Wegen der Planungsunsicherheit habe Kulturevents entschieden, entgegen der bisherigen Praxis noch nicht das gesamte und längst fertige Programm der neuen Spielzeit in einem Paket zu präsentieren, sondern zunächst mit den ersten elf Veranstaltungen zu starten. Die Alternative wäre gewesen, vertraglich längst fixierte Gastspiele absagen zu müssen.
Auftakt der Spielzeit ist unter freiem Himmel
Acht der zehn Veranstaltungen, die bis Mitte November zunächst im Festspielhaus vorgesehen waren, hat Kulturevents in die Nordseehalle verlegt. Dafür haben die Veranstaltungstechniker den gleichen Bestuhlungsplan wie im Festspielhaus mit etwa 580 Plätzen entworfen.
Der Auftakt der Spielzeit des städtischen Kulturbetriebs wird allerdings unter freiem Himmel sein. Die international besetzte und mehrfach ausgezeichnete Celtic-Folk-Band Cara gastiert am Sonnabend, 23. September, ab 19.30 Uhr im Innenhof des Kulturhauses Faldern, also dort, wo jeweils auch die Konzerte der Sommerbühne von Sparkasse und Musischer Akademie stattfinden.
Bremer musizieren in der Martin-Luther-Kirche
Die Bremer Philharmoniker weichen bei ihrem Konzert am Freitag, 10. November, auf die Martin-Luther-Kirche aus. Kulturevents nutzte die Kulturkirche im Stadtzentrum schon häufiger als Spielstätte. Das offizielle Orchester der Freien Hansestadt Bremen unter seiner Dirigentin Anna Rakitina präsentiert die Orgelsinfonie von Camille Saint-Saëns sowie Werke von Fauré und Tschaikowsky. Die übrigen neuen Theater- und Konzertveranstaltungen von Kulturevents, die zwischen der Saisoneröffnung und dem Gastspiel der Bremer Philharmoniker liegen, sind alle in der Nordseehalle.
Von den Verzögerungen beim Bau des Festspielhauses ist auch die Theaterwerkstatt Theartic für Menschen mit und ohne Behinderungen betroffen. Sie hatte nach Angaben ihrer Leiterin Ulrike Heymann ursprünglich die neue Kulturstätte vom 14. bis zum 16. September für drei Aufführungen des neuen Bühnenstücks „gestrandet“ ihrer Nachwuchsgruppe Theartic junior gebucht.
Neue Termine für Theartic
Diese Termine mussten auf Mitte November verschoben werden, weil die Nordseehalle an den ursprünglich geplanten Tagen im September bereits belegt ist. Ob Theartic aber vom 16. bis zum 18. November schon im Festspielhaus spielen kann, ist noch fraglich. Kulturevents habe ihr aber zugesichert, dass die Nordseehalle in jedem Fall an diesen Tagen zur Verfügung stehe, sagt Heymann. Auf diese Spielstätte hat sie sich jetzt auch eingestellt.
Für die künstlerische Leiterin, Autorin und Regisseurin von Theartic ist die Terminverschiebung nach eigenen Angaben mit einigem organisatorischen Aufwand verbunden. Die Nachricht von einer weiteren Verzögerung beim Festspielhaus habe sie erst zur Mitte der Sommerferien erreicht. „Das machte es äußerst schwierig, die Sache mit allen Beteiligten abzuklären,“ so Heymann.
Ensemble ist komplett an Bord
So war lange Zeit offen, ob alle Mitwirkenden auf der Bühne und hinter den Kulissen an den November-Terminen dabei sein können. Seit einigen Tagen steht aber fest, das gespielt werden kann. „Alle Ensemblemitglieder und das nötige Personal haben zugesagt“, so Heymann.
Die Terminverschiebung erfordert aber auch viele neue Absprachen mit den etwa zehn Schulen, die für die beiden zunächst im September geplanten Vormittagsvorstellungen bereits gebucht hatten. Beide Aufführungen seien mit insgesamt etwa 830 Besucherinnen und Besuchern bereits ausverkauft gewesen. Einige Schulklassen seien auch leer ausgegangen. Sie könnten möglicherweise nachrücken, falls andere im November nicht kommen könnten.
Viel Arbeit für Theartic-Chefin
Auch alle Drucksachen seien bereits fertig gewesen. Programmhefte und Plakate müssen deshalb neu in Auftrag gegeben werden. Die Kosten dafür übernimmt allerdings Kulturevents. Hinzu komme unter anderem, so Heymann, dass Räume für weitere Proben im Oktober und November organisiert werden und Vorankündigungen in Veranstaltungskalendern geändert werden müssen. Der Vorverkauf für die Aufführungen am Donnerstag, 16. November (11 Uhr), am Freitag, 17. November (11 Uhr) und am Sonnabend, 18. November (15 Uhr) soll etwa drei Wochen zuvor beginnen.