Emden. Der Kauf des Apollo- Theaters durch die Stadt hat erwartungsgemäß unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Oberbürgermeister Bernd Bornemann hatte am Mittwoch den Kaufvertrag unterzeichnet (wir berichteten). Während die SPD wie die Grünen (mit Einschränkung) den Kauf und die weiteren Pläne für das Gebäude unterstützen, halten FDP und CDU an ihrer Kritik fest. Hans-Dieter Haase, SPD-Fraktionschef im Emder Rat, freut sich, dass man ein „auch kulturhistorisch wichtiges Gebäude in der Innenstadt für kommende städtische Nutzungen gesichert” habe. Haase ist überzeugt, dass das Apollo für die Innenstadt – wie die Entwicklung des Kaufhallengeländes – eine Aufwertung mit sich bringen und den Kulturtourismus fördern werde. Jetzt gehe es darum, „belastbare Zahlen für die Sanierung und Umgestaltung” zu ermitteln. Dazu zähle auch ein „tragfähiges Nutzungskonzept” für ein künftiges innerstädtisches Kulturzentrum.
„Große Summen”
Ganz anders bewertet die FDP-Fraktion dieses Thema. Sie nahm die Vertragsunterzeichnung durch den OB „mit Kopfschütteln” zur Kenntnis. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Hillgriet Eilers: „Wir bedauern sehr, dass unserem Appell, die Kaufabsicht zu überdenken, keine Folge geleistet wurde. Wenn der Oberbürgermeister in seiner Erklärung schreibt, ,alle Optionen sind jetzt offen, um den Rat und die Bürger an den weiteren Entscheidungen und der Gestaltung zu beteiligen‘, klingt das wie Hohn. Die wichtigste Option, die Bürgerinnen und Bürger durch eine Befragung einzubeziehen, wurde damit nicht ansatzweise gewürdigt.” Eilers ist der Auffassung, dass die Stadtfinanzen künftig „ohne Notwendigkeit mit großen Summen belastet” werden. Positiv gestimmt ist die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Deren Sprecher Bernd Renken erklärte: „Wir stehen nach wie vor zum Apollo-Projekt und haben deshalb dem Kauf durch die Stadt zugestimmt. Wir sehen auch nach wie vor die Möglichkeit gegeben, über den Kauf des Apollo-Theaters ein unabhängiges Kulturzentrum auf der Grundlage der Ideen der Apollo-Macher um Urmel Meyering zu verwirklichen.” Gleichwohl verbinden die Grünen ihre Haltung mit einem
dringenden Appell, denn sie verfolgen die Entwicklung des Vorhabens auch mit Sorge. Renken sagte, seine Fraktion befürchte, dass „aufgrund der zeitlichen Verzögerungen beim Kauf und bei der Konkretisierung des Betriebskonzeptes eine erfolgreiche Umsetzung des Projektes in Gefahr gerät”. Er will die Unterschrift unter den Kaufvertrag als Signal verstanden wissen „für eine zügige Weiterarbeit, die Umsetzung der nächsten Schritte und deren Vorstellung im Kulturausschuss des Rates”.
„Grobschätzung”
Ihre ablehnende Haltung bekräftigtedie CDU-Fraktion. Deren Vorsitzender Helmut Bongartz: „Unsere Position ist gefestigt.” Er verwies auf die 2011 von der Bauverwaltung geschätzten 2,5 Millionen Euro
für Kauf und Umbau. Bongartz ist überzeugt, dass ein externes Architektenbüro zu einem ähnlichen Ergebnis kommen werde. Er gab noch einmal zu bedenken, dass die Stadt, anders als ein privater Investor,
bei einem Denkmal nicht bis zu 45 Prozent der Baukosten steuerlich geltend machen könne. Ferner habe der Kaufpreis mit 420 000 Euro über dem Betrag gelegen, den die Stadt dafür veranschlagt hatte
(400 000 Euro). „Und das wird so weitergehen”, glaubt Bongartz. Das Apollo-Kino ist in der Liste der Emder Kulturdenkmale aufgeführt, sowohl das Gebäude als auch die historischen Innendetails. Es sind
zum Beispiel noch Teile der Originalstuckarbeiten erhalten. Die Entwicklung des Projekts in dem expressionistischen Gebäude wird viel Zeit in Anspruch nehmen. Das machte OB Bornemann gegenüber der
Emder Zeitung deutlich. Bei der Stadt haben sich Architektenbüros beworben. Die Stadt werde demnächst einen Bewerber auswählen, der ermitteln soll, was im ehemaligen Kino möglich ist und was es kostet. Parallel dazu werde weiter an dem Nutzungskonzept gearbeitet. Verantwortlich dafür ist ein Arbeitskreis, der aus dem Kulturbüro der Stadt Emden, dem Förderverein Apollo-Theater und der Volkshochschule besteht. Eine erste Grundlage für die Umsetzung der Pläne sei eine verlässliche Kostenschätzung, sagte der OB. Und die soll das dann beauftragte Architektenbüro vornehmen. Eine Kaufsumme nannte Bornemann gestern während des Jahresabschlussgesprächs der Stadt nicht. Man sei aber unter den zunächst 2011 in den Haushaltsentwurf eingestellten 600 000 Euro geblieben. Die von Bongartz genannten 2,5 Millionen Euro basierten auf einer „Grobschätzung”, die vom damaligen Kämmerer Martin Lutz bei der Bauverwaltung in Auftrag gegeben worden sei, sagte der OB. Er erinnerte noch einmal an den denkmalschützerischen Aspekt und verwies darauf, dass Emden nach dem Krieg eine Reihe geschützter, historisch bedeutender Gebäude verloren habe. Ganz in Ruhe werde im kommenden Jahr geprüft und geplant, welche Pläne sich für das Gebäude verwirklichen lassen. Dabei werde es „viele Möglichkeiten der öffentlichen Diskussion” geben. Die Ideen der bisherigen Akteure, die sich eine Nutzung
vorstellen können – wie Theartic, der Apollo-Förderverein, die Hochschule und die Volkshochschule mit dem Filmfest – ,sollen gehört und eine Bürgerbeteiligung nicht ausgeschlossen werden. Bornemann: „Wir
haben auch ein eindeutiges Signal aus der Hochschule erhalten, dass es hier etwas für Studenten geben sollte.” Theartic wünsche sich ebenfalls eine Bühne. „Man muss abwarten, welche Möglichkeiten es gibt”, sagte Bornemann.
„Ohne Hektik”
Aber selbst wenn sich der Wunsch, aus dem ehemaligen Kino ein Kulturzentrum zu machen, nicht verwirklichen lasse, sei der Ankauf durch die Stadt richtig gewesen. Bornemann: „Egal, was daraus wird:
Das ist ein denkmalgeschütztes Gebäude, von denen wir in dieser Stadt nicht mehr viele haben.” Deshalb sei die Stadt hier auch in der Pflicht, sich für den Erhalt einzusetzen. Außerdem steht das Haus an
einer exponierten Stelle in der Innenstadt. Die Nähe zum ehemaligen Kaufhallengelände sei ebenfalls nicht zu unterschätzen. Man müsse „ohne Hektik” überlegen, planen und entscheiden, was dort umzusetzen ist.
EZ-Artikel vom 21.12.2012 als PDF: Hier klicken!