OZ 01.02.2014: Ausflug nach Europa bringt neue Impulse

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Eine Szene aus „zehn. und jetzt“, der jüngsten Theater-Produktion des Erwachsenen-Ensembles von Theartic. Das Stück wird im Oktober zwei weitere Male im Neuen Theater aufgeführt.

Von OZ-Redakteur Heiko Müller

Emden – Die Emder Kulturinstitution Theartic erweitert ihr Angebot: Der Verein richtete jetzt eine „offene Theaterwerkstatt“ ein, die erwachsenen Behinderten und Nicht-Behinderten einen Einstieg ins Theaterspiel ermöglichen soll. „Es geht darum, sich auszuprobieren, Spaß zu haben und gemeinsam mit anderen die eigenen Fähigkeiten zu entdecken“, sagt die Vorstandsvorsitzende Ulrike Heymann.

Zurzeit bestehe die neue Werkstatt fast ausschließlich aus Menschen mit einer geistigen Behinderung. Das will Theartic so schnell wie möglich ändern. „Wir wollen die Mischung“, so Heymann. Das sei der Grundgedanke des Vereins.

Der Hintergrund für die neue Gruppe: Das etablierte Erwachsenen-Ensemble sei mit etwa 25 Akteuren mittlerweile eigentlich zu groß geworden, sagt Heymann. Es gebe Wartelisten. Andererseits bestehe Bedarf für ein unverbindlicheres Angebot, zumal die regelmäßige Arbeit an neuen Produktionen für einige Darsteller der bestehenden Truppe zu belastend sei.

Die Arbeit von Theartic genießt mittlerweile auch internationale Anerkennung. Das hat die Teilnahme an dem EU-Projekt „Guide us into arts“ (Guia) – zu deutsch: Führe uns in die Künste – gezeigt. Es startete im Herbst 2011 und lief vor einigen Monaten aus. Ziel war der Austausch von Erfahrungen und Methoden in der künstlerischen Arbeit mit Behinderten und Nicht-Behinderten.

Außer Emden waren acht große Institutionen beteiligt, die ausschließlich in europäischen Hauptstädten ansässig sind. „Das zeigt, welcher Stellenwert uns beigemessen wird“, so Heymann. Die europäischen Partner hätten dieses Wirken durchweg als vorbildhaft bewertet und zum Ausdruck gebracht, „dass wir mit unserer Arbeit schon sehr weit sind“. Der eigenen Arbeit habe das Projekt „neue Impulse und Inspiration“ gegeben.

Der Ausflug nach Europa ist keine Eintagsfliege. Die Kontakte zu den Partnern sind nicht abgebrochen. „Zurzeit loten wir Möglichkeiten der weiteren Zusammenarbeit aus“, so Theartic-Geschäftsführerin Beate Kegler.

Das Führungsteam spricht von zwei „äußerst intensiven und erfolgreichen Jahren“, die die Kulturinstitution hinter sich hat. Ein weiterer Schwerpunkt in dieser Zeitspanne war das zehnjährigen Bestehen mit Aufführungen und Konzerten der Jugendgruppe „Theartic junior“, des Erwachsenen-Ensembles und des Chors „Theartichor“. Dem Chor bescheinigte Heymann „eine enorme Entwicklung“. Er habe sich verjüngt. Zudem gebe es eine bessere Mischung aus Behinderten und Nicht-Behinderten.

Zurzeit arbeiten die drei etablierten Gruppen von Theartic an neuen Produktionen, die 2015 und 2016 auf die Bühne oder das Konzertpodium gebracht werden sollen. So lange müssen Theaterfreunde aber nicht warten. In diesem Jahr gibt es am 16. und 18. Oktober zwei weitere Aufführungen der aktuellen Inszenierung „zehn. und jetzt“ des Erwachsenen-Ensembles.

Organisatorisch steht der Verein vor großen Herforderungen. Wie die OZ berichtete, sucht er nach geeigneten Spielstätten sowie eine neue Geschäftsstelle. Außerdem soll die Arbeit finanziell abgesichert werden.

[note note_color=“#fefeec“]Theartic
► Der im Jahr 2002 gegründete Verein Theartic zählt heute etwa insgesamt 100 behinderte und nicht behinderte Teilnehmer in seinen Theater- und Musikgruppen. Er hat mehr als 100 Mitglieder, die zum größten Teil nicht identisch mit den Teilnehmern sind.

► Die Theaterensembles brachten bislang elf Produktionen in insgesamt 46 Aufführungen auf die Bühne. Der Chor „Theartichor“ erarbeitete bislang drei verschiedene Konzertprogramme.

► Das Team von Theartic bilden Arne Bohnet, Christina Dane, Claus Gosmann, Ulrike Heymann, Beate Kegler, Hans Langen, Dr. Eva Nduka-Agwu und Inge Rhoden-Wolters.

► Die Geschäftsstelle von Theartic befindet sich zurzeit im ehemaligen Schwesternheim der katholischen Kirche am Hof von Holland.

► Die offene Theaterwerkstatt läuft montags von 17.30 bis 18.30 Uhr in der Alten Post. Die Teilnahme kostet 15 Euro pro Monat.[/note]

► OZ-Artikel vom 01. Februar 2014 zum Download (PDF): Hier klicken!

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