EZ 14.02.2014: „Wir machen nichts Besonderes, nur Musik”

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Von EZ-Redakteurin Ute Lipperheide

Emden. Nicht für alle, aber für viele Schüler und Lehrer ändert sich der Unterricht. Behinderte und Nichtbehinderte sollen gemeinsam in einer Regelschule unterrichtet werden. Es gibt Schulen, da wird das schon lange praktiziert, andere haben damit noch nicht begonnen. Thematisiert wurde das am Mittwochabend im VHS-Forum.

„Die Hauptsache ist, dass man keine Angst davor hat. Man darf sich nicht schrecken lassen”, lautete das Konklusium von Katja Lechner. Die Lehrerin an der Grund- und Hauptschule Wybelsum und Grünen-Ratsfrau war eine von drei Referenten während der Informations- und Diskussionsveranstaltung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zum Thema Inklusion. Der Zuspruch war enorm. Rund 200 Interessierte, größtenteils Lehrende und Erzieher, nahmen an der Veranstaltung des Emder GEW-Kreisverbandes teil.

Theorie war an diesem Abend nicht so populär, wie bereits bei einer GEW-Veranstaltung zu diesem Thema vor einigen Monaten (wir berichteten). Es ging vor allem darum, aus der Praxis zu berichten. Das taten Hans Langen, Grundschullehrer in Jennelt, Lechner und Klaus Duckstein, Lehrer an einer Gesamtschule in Aurich. Alle drei arbeiten inklusiv. Langen hat dabei die längsten Erfahrungen: „In Jennelt gibt es seit 1997 Integrationsklassen.” Sein Credo lautet: „Möglichst viele Aktivitäten auf hohem Niveau können Inklusion erfolgreich machen.” Die Vorbehalte innerhalb der Elternschaft hätten sich gelegt. Es wird altersübergreifend unterrichtet in Jennelt. Jedem Schüler werde gezeigt, dass er etwas kann, gemeinsame Rituale stärkten den Zusammenhalt.

Lechner, die neben ihrem Lehrerberuf ein Aufbaustudium in Hildesheim, ausgerichtet auf das Thema Inklusion, aufgenommen hat, erklärte: Ihre Erfahrungen zeigten, dass in den meisten Schulen schon einiges vorhanden sei, was man für einen Unterricht brauche, der Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichsten Stärken und Schwächen zusammenbringt. „Wir sind alle auf einem guten Weg, aber wir müssen die Aufgaben im Team bewältigen.”

Teamarbeit stellte auch Klaus Duckstein heraus, um die Herausforderungen der Inklusion zu meistern. Er hatte zwei Kolleginnen mitgebracht, die aus dem Alltag berichteten. Wichtig sei, dass Inklusion „tief im Kollegium verankert” werde. Alle müssten dahinterstehen und eine Doppelbesetzung in den Klassen, also zwei Lehrkräfte in einer Klasse, verlangen. Das sei aber nicht einfach. „Es gibt keinen extra Finanztopf für Inklusion bei den Kommunen”, warf Stadtmitarbeiter Hans Schurig in die Diskussion ein. Die Anwesenden sind sich sicher – und das bekräftigten alle -, dass Inklusion nicht zum Nulltarif zu haben sei. Zuhörer Dietmar Seeck forderte alle dazu auf, dass sie „wenigstens ihre rechtlichen Ansprüche durchsetzen.”

Dass inklusives Arbeiten erfolgreich ist, konnten die Teilnehmer der Veranstaltung zu Beginn hören und sehen. Der „TheartiChor” erfreute das Publikum mit unterschiedlichen Liedern.

Im Chor singen Behinderte und Nichtbehinderte. „Was machen Sie eigentlich so anders?”, wurde Chorleiterin Christina Dane aus dem Publikum gefragt. „Eigentlich machen wir nichts Besonderes, wir machen nur Musik”, sagte Dane und fügte hinzu, dass die Arbeit mit dem TheartiChor „eigentlich disziplinierter” sei als mit Chören, die nicht inklusiv arbeiten.

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