Theartic wagt das nächste Experiment (OZ 16.10.2015)

Quelle: OZ v. 16.09.2015 | OZ-Redakteur: Gordon Päschel

Kultur Trommler treffen Chor – im Neuen Theater wird vereint, was eigentlich nicht zusammenpasst

In der vergangenen Woche probten die Mitglieder beider Ensembles erstmals zusammen auf der Bühne im Neuen Theater. Bild: Weerts

Mit seiner jüngsten Bühnenproduktion betritt der Verein für Menschen mit und ohne Behinderung Neuland. Die Proben für die Vorführung am 8. November laufen.

Emden – Ulrike Heymann ist mächtig aufgeregt. Am 8. November bringt die Kreativgruppe Theartic ihre neueste Produktion auf die Bühne des Neuen Theaters in Emden. Die Leiterin sagt: „Es ist ein Experiment mit höchst ungewissem Ausgang.“

Heymann, die seit mehr als 35 Jahren als Musik- und Theaterpädagogin arbeitet, fühlt sich erinnert an die allererste Theartic-Aufführung im Jahr 2004. Damals konnte keiner sagen, ob ihre Idee, Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Theater spielen zu lassen, beim Publikum ankommen würde. Auch diesmal treibt Heymann und das rund 55-köpfige Ensemble die Frage um, ob das, was sie da vorhaben, eigentlich zusammenpasst.

Mit dem Theartic-Chor und der noch weitgehend unbekannten Trommel-Gruppe Stomp werden zwei höchst unterschiedliche Genres in einem Stück vereint. In der vergangenen Woche war die erste gemeinsame Probe im Neuen Theater.

Heymann und Arne Bohnet, die die Gruppe Stomp vor gut einem Jahr ins Leben gerufen haben, kennzeichnen das Stück mit dem Titel „Du paßt so gut zu mir“ als Musiktheater. „Es wird szenisch eine kleine Geschichte erzählt“, sagte Bohnet gestern im Gespräch mit der OZ.

Fünf Figuren sollen das Publikum durch das Programm führen, das – schon im Bühnenbild – zwei sehr unterschiedliche Welten beschreibt: Eine Mülllandschaft für die Trommler auf der einen und ein Caféhaus mit Rosentapete für den Chor auf der anderen Seite. Im Laufe des Stückes durchmischen sich die Gruppen und beginnen, gemeinsame Sache zu machen. Mehr soll nicht verraten werden, so Bohnet.

Für die 19-köpfige Stomp-Gruppe von Theartic und Musischer Akademie ist es nach ihrer Gründung im vergangenen Jahr der erste Auftritt überhaupt. Und auch die meisten Chormitglieder standen noch nie auf so großer Bühne. Dass die Premiere ausgerechnet im 750 Zuschauer fassenden Neuen Theater ist, habe nur einen Grund, sagt Ulrike Heymann. Es gibt in Emden keine andere Bühne, auf der 55 Akteure gleichzeitig spielen können. Wenn 100 Zuschauer kämen, wären die Organisatoren bereits sehr zufrieden.

Bei der mit Spannung erwarteten Premiere vor elf Jahren, mussten in der Alten Post etliche Gäste abgewiesen werden. Mehr als 150 Zuschauer waren damals nicht zugelassen. Rasch wurden zwei Zusatztermine arrangiert. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Theartic hat mittlerweile 15 verschiedene Produktionen und mehr als 50 Aufführungen auf die Bühne gebracht.

Theartic

Gegründet als „Werkstatt der Künste für sogenannte Behinderte und sogenannte Nichtbehinderte“ betrat der Verein Theartic mit dem Programm „Schröder kommt!“ im Jahr 2004 die Emder Kulturlandschaft. Das selbsterklärte Ziel ist, dass Menschen mit und ohne Behinderung sich gegenseitig inspirieren, voneinander lernen und ihre Fähigkeiten miteinander entwickeln.

Die treibende Kraft ist Ulrike Heymann. Sie rief Theartic ins Leben und ist bis heute Vorstandsvorsitzende des Vereins. Laut Heymann wird rund 25 Prozent der Arbeit im Verein bezahlt. Der Rest geschieht ehrenamtlich.

Es gibt fünf Gruppen, darunter je eine Theatergruppe für Kinder/Jugendliche und Erwachsene sowie eine für Kinder ab sechs Jahren, in der auch Flüchtlingskinder mitspielen. Dazu gibt es einen Chor und seit einem Jahr die Gruppe Stomp, in der Trommler mit Alltagsgegenständen Musik machen.

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