Böse Verdächtigungen im Vorzeige-Viertel (OZ, 30.04.2018)

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Von Martin Alberts

Nachwuchsensembles von Theartic zeigten ihr Stück „Gerüchte“ vor insgesamt 1100 Zuschauern

Die Autorin und Regisseurin Ulrike Heymann zeigte sich nach den drei Vorstellungen im Neuen Theater in Emden „hochzufrieden“.

Emden – Alles beginnt mit einem verschwundenen Fahrrad – und plötzlich ist im idyllischen Waldsee-Viertel nichts mehr wie zuvor. Unter den Bewohnern, die bisher voller Harmonie zusammengelebt hatten, macht sich Angst breit. Sie befürchten weitere Diebstähle und suchen einen Schuldigen. „Gerüchte“ machen im Viertel die Runde – und so lautet auch der Titel des Stücks, mit dem zwei Ensembles des Vereins Theartic in den vergangenen Tagen gleich dreimal auf der Bühne des Neuen Theaters in Emden standen.

Die Kinder und Jugendlichen aus den beiden Theatergruppen „Theartic junior“ und „Theartic kunterbunt“ bewiesen nicht nur, welchen Spaß ihnen das Agieren auf der Bühne bereitet, sondern auch, dass es dabei überhaupt keine Rolle spielt, ob jemand von ihnen ein Handicap oder einen Migrationshindergrund hat.

In „Gerüchte“ lässt die Autorin, Regisseurin und Theartic-Leiterin Ulrike Heymann die Zuschauer zunächst einen Blick auf das überzeichnete Vorzeige-Viertel Waldsee werfen. Doch eine Kleinigkeit – das Verschwinden des Fahrrads – genügt, und die Stimmung kippt. Aus Bürgern, die eben noch den anderen in der Schlange vor dem Laden vorgelassen haben, wird ein aufgebrachter Mob. Sie fragen sich: Wer ist verantwortlich? Die Bürgermeisterin, die statt zu handeln lieber dazu rät, einen Tee zu trinken? Oder doch die Künstlerin, bei der man sich immer schon gefragt hat, wie sie eigentlich ihr Geld verdient? Am Ende zeigt das Stück nicht nur den jungen Gästen, welche Folgen es haben kann, wenn man Gerüchten glauben schenkt. Es zeigt aber auch, dass die Suche nach der Wahrheit die beste Lösung ist.

Die drei Vorstellungen von „Gerüchte“ im Neuen Theater am Donnerstag, Freitag und Sonnabend haben laut Heymann etwa 1100  Zuschauer besucht, darunter zahlreiche Kinder und Jugendliche. Denn die ersten beiden Termine waren Schulaufführungen. Das Theartic-Team sei „hochzufrieden“ mit der Resonanz, sagte Heymann am Sonnabend.

Die Darsteller der beiden Ensembles könnten auf eine lange Vorbereitungszeit zurückblicken, wie die jungen Nachwuchsschauspieler bei einer Gesprächsrunde mit dem Publikum erzählten. Heymann erläuterte die Entstehung von „Gerüchte“: Zunächst einmal hätten – wie bei Theartic üblich – die Kinder und Jugendlichen im Vordergrund gestanden. Die einzelnen Rollen habe sie jedem Mitglied des Ensembles gewissermaßen auf den Leib geschrieben, so Heymann. Nachdem das grobe Thema gefunden worden sei, hätten viele ihre Ideen eingebracht, die beim Schreiben des Stücks verarbeitet worden seien – „bis zum letzten Baustein“, wie Ulrike Heymann am Sonnabend sagte.

 

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